Forschung Vulkanismus könnte im Vogtland für warme Wohnungen sorgen

18. September 2022, 16:00 Uhr

Sogenannte "Schwarmbeben", kleine Erschütterungen, werden immer wieder aus dem Vogtland gemeldet. Als Ursache wird von Forschern vulkanische Aktivität im Untergrund vermutet. Die könnte in Zukunft Heizenergie liefern.

Die Wismut stieß 1961 zufällig bei einer Bohrung in der Nähe des vogtländischen Örtchens Geilsdorf auf eine Quelle. Seitdem strömt aus der Thermalquelle Neumühle ununterbrochen 25 Grad warmes Wasser aus der Erde. Grund: Vulkanische Aktivität im Untergrund, die das Wasser erwärmt. Ein paar Kilometer südlich, bei Bösenbrunn, sehen Wissenschaftler vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) ein großes Potential für eine zukünftige Wärmegewinnung.

Sie untersuchen gemeinsam mit Forschern der TU Bergakademie Freiberg und der Universität Jena die Möglichkeiten der Geothermie im Vogtland. Im besten Fall könnte das Magma und die damit verbundene Hitze aus der Tiefe für die Menschen genutzt werden, erklärt Horst Kämpf vom GFZ. "Sollte ein ausreichend großes, unterirdisches Wärme-Reservoir gefunden werden, besteht hier die Möglichkeit einer klimafreundlichen Energiegewinnung."

Hinweise auf große unterirdische Wärme

Vor allem für eine Lagerstätte im Ortsteil Schönbrunn, in der ehemals Flussspat abgebaut wurde, interessieren sich die Wissenschaftler. Vielen Einheimischen seien der Ort und sein 32 Grad warmes Quellwasser aus dem Untergrund noch als Bademöglichkeit in Erinnerung, sagt Kämpf. In einer Tiefe von bis zu fünf Kilometern könnte das Wasser dort um die 200 Grad heiß sein, vermuten die Wissenschaftler. "Das sind Hinweise auf eine große unterirdische Wärme."

Auch die Thermalquelle Neumühle mit ihrem 25 Grad warmen Wasser in der Nähe von Geilsdorf zeige das Potenzial vor Ort. "Bisher wurde es verpasst, diesen unterirdischen Schatz zu nutzen, etwa in Form eines Thermalbades", sagt Kämpf, der seit Jahrzehnten als Geologe in der Region zu Schwarmbeben forscht.

Wärmegewinnung erst in zehn Jahren realistisch

Die Testphase des Projektes zur Nutzung von Erdwärme aus bis zu 5.000 Metern Tiefe läuft seit 2021. Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, das die Erkundung mit 175.000 Euro finanziert, sieht im Vogtland ein einzigartiges Potenzial für nutzbare Erdwärme. "Das Auftreten warmer Wässer im Untergrund ist wahrscheinlich stark mit den Schwarmbeben-Ereignissen im Vogtland verknüpft", heißt es in einer Stellungnahme. Bei dem Projekt handle es sich vorerst um Grundlagenforschung. "Mit einem Forschungsvorlauf von ungefähr zehn Jahren könnte jedoch eine Wärmegewinnung aufgebaut werden. Für eine Abschätzung des Potenzials und einer damit verbundenen Kraftwerksleistung ist es jedoch in der jetzigen Projektphase noch zu früh", erklärt ein Behördensprecher weiter.

Mit vier Jahren reiner Forschungsarbeit rechnet Geologe Kämpf: "Wir erstellen ein Wärme-Reservoir-Modell, eventuell auch Vorschläge für erste Bohrungen und mögliche Standorte für die Wärmegewinnung." Wie heiß es unter der vogtländischen Erde wirklich ist und wie sich die unterirdische Wärme ausbreitet, könne erst nach Abschluss des Forschungsprojektes abgeschätzt werden, sagt Kämpf.

Bösenbrunn hofft auf Wärme aus dem Untergrund

Mit Spannung wird das Forschungsprojekt in der Gemeinde Bösenbrunn selbst erwartet. "Natürlich wissen wir von dem Warmwasser-Vorkommen unter unserer Erde", sagt Bürgermeister Christian Klemet. Auch viele Einwohner hätten sich in der Vergangenheit die Frage gestellt, warum das Potenzial nicht besser genutzt werde. "Angesichts der aktuellen Energieprobleme sehe ich die Forschungen positiv." Der Bürgermeister hofft, dass die Kommune frühzeitig in weitere Planungen eingebunden wird.

MDR (dpa, tfr)

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