recap Wie wichtig ist uns die Bundeswehr?

03. März 2023, 19:34 Uhr

Katastrophen, Corona, Krieg in der Ukraine – in der deutschen Bevölkerung hat sich der Blick auf die Bundeswehr verändert. Auf "freundliches Desinteresse" folgt jetzt Misstrauen in Ausstattung und Verteidigungsfähigkeit. Wieso war uns die Bundeswehr so lange egal?

Mit dem Ende des Kalten Krieges wähnte sich Deutschland "umzingelt von Freunden". Das Zeitalter des Militärs schien vorbei, der Friede in Europa war gefühlt absolut. In dieser Phase wandelte sich das Bild der Bundeswehr drastisch. Während der Staatenteilung war sie noch als moderne Verteidigungsarmee gegründet worden. Nun verlor sie gewissermaßen ihre Funktion. Das Heer war verstärkt im Ausland im Einsatz und verlor innenpolitisch an Bedeutung.

Krisen zeigen Bedeutung der Bundeswehr

Gleichzeitig wurde die Bundeswehr deutlich verkleinert – und letztlich 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt. Das Bewusstsein für das Militär verschwand damit mehr und mehr aus dem Alltag der meisten Menschen. Die Bundeswehr sei in dieser Phase vor allem über Medien und immer weniger über persönliche Erfahrungen wahrgenommen worden, sagt Timo Graf, Militärsoziologie am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Gleichzeitig sei die Zustimmung zu den Verteidigungsaufgaben des Heers deutlich höher als "zu all jenen Aufgaben, die im Bereich des internationalen Krisenmanagements zu verorten sind".

Zwar ist die Bundeswehr in der Bevölkerung seit vielen Jahren konstant beliebt, es interessierte sich bislang nur niemand so richtig für sie. "Freundliches Desinteresse" – so beschrieb der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler das Verhältnis zwischen der deutschen Bevölkerung und ihrem Militär. Das habe sich jetzt geändert, sagt Matthias Mader, Politikwissenschaftler der Universität Konstanz. Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sei "die Bedrohungswahrnehmung durch Russland stark gestiegen", sagt er.

Einer der herausragenden Befunde ist, dass die Bereitschaft in die Bundeswehr zu investieren, deutlich gestiegen ist.

Matthias Mader, Politikwissenschaftler Universität Konstanz

Drei Ereignisse haben die Bundeswehr zurück ins Bewusstsein der Bevölkerung geholt: Corona, Katastrophen und der Krieg in der Ukraine. Erst half die Bundeswehr bei der Bewältigung der Pandemie, etwa bei Kontaktnachverfolgung und Impfungen. Im Sommer 2021 war die Bundeswehr an den Rettungseinsätzen nach der Flut im Ahrtal beteiligt. Und jetzt, nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine, stellt die deutsche Armee tausende Soldaten der schnellen Eingreiftruppe an den östlichen Nato-Grenzen.

Mehr Respekt für die Soldaten

Die Soldaten selbst spüren inzwischen mehr Wertschätzung. "Verständnisvoll, respektvoll, hochachtungsvoll" sei der Umgang mit Soldaten nun, sagt Mandy Wagner vom Verband der Soldaten der Bundeswehr: "Also alles das, was man vorher als Soldat nicht erfahren und genießen durfte." Gleichzeitig wird der Mangel an Ausrüstung von der Bevölkerung viel bewusster wahrgenommen, heißt es.

Doch wie stehen die Deutschen angesichts dieser Veränderungen zu mehr Investitionen in Bundeswehr und Verteidigung? Und braucht es ein stärkeres Militär? Darauf schauen wir in der aktuellen Folge recap.

Dieses Thema im Programm: recap bei Youtube | 03. März 2023 | 17:00 Uhr

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